Objekt des Monats

2.408 Straßburger Lilienpfennige
17. Jahrhundert

Städtische Museen Esslingen, STME 005133

Vor einem Säckchen liegen zahlreiche kleine Münzen.
Fotografie: Michael Saile

Ein Gewicht von knapp 0,3 g – wie ein Hauch von Nichts liegt eine kleine Silbermünze in der Hand. Etwas dicker als Papier vermittelt sie einem Menschen, der unser heutiges Münzgeld kennt, den Eindruck, gerade mit Spielgeld zu hantieren.
 
Einen „Schatzfund“ von 2.408 dieser Straßburger Lilienpfennige übergab 2013 das Stadtarchiv dem Stadtmuseum. Seine Herkunft liegt im Dunkeln und gibt daher Anlass zu Spekulationen. Die Münzen sind nur einseitig geprägt, was bedeutet, dass die Rückseite das Negativ der Vorderseite zeigt. Die Münzen sind überwiegend stempelgleich und prägefrisch. Daher ist es fraglich, ob sie überhaupt in den Umlauf gekommen waren.

Lilienpfennige aus Straßburg wurden ab dem Ende des 13. Jahrhunderts geprägt. Über den genauen Beginn sind sich die Numismatiker:innen bis heute nicht ganz einig – neueste Forschungen nennen das Jahr 1296. Die Lilienpfennige tragen ihren Namen aufgrund der abgebildeten heraldischen Lilie. Sie ist von einem Perlkreis umringt. Die Lilie steht symbolisch für die Jungfrau Maria, die Muttergottes, die die Patronin der Stadt Straßburg ist.
 
Lilienpfennige wurden in Straßburg fast vier Jahrhunderte lang geprägt. In der Numismatik werden vier verschiedene Gruppen unterschieden, da sich das Erscheinungsbild der Münzen im Laufe der Jahrhunderte wandelte. Die Münzen aus dem „Schatzfund“ können einer Gruppe zugeordnet werden, die vermutlich ab dem Ende 15. Jahrhunderts und bis Anfang des 17. Jahrhunderts geprägt wurde. Sie zeichnen sich durch einen an den Rand gerückten Perlkreis aus. Der „Fuß“ der Lilie ist geformt wie ein Malteserkreuz. Ob die Münzen aus dem „Schatzfund“ eher an den Anfang oder an das Ende der vermuteten Prägezeit gesetzt werden können, lässt sich nicht ohne Weiteres sagen: Neben schriftlichen Quellen fehlen Münzen eines anderen (näher datierbaren) Typs oder Beifunde, die den Zeitraum enger begrenzen könnten.
 
Unklar ist, wann und wie diese Münzen nach Esslingen kamen und zu welchem Zweck. Da sie Teil derselben Emission zu sein scheinen, ist anzunehmen, dass sie als Ganzes und nicht nach und nach ihren Weg hierher fanden. Sie können ein Beleg sein für die Beziehungen, die die Reichsstädte Esslingen und Straßburg miteinander pflegten. Im Gegensatz zu Esslingen endete für Straßburg der Status als Reichsstadt bereits 1681. In diesem Jahr wurde die Stadt von Frankreich besetzt. Über verschiedene schriftliche und numismatische Quellen lässt sich nachweisen, dass noch für kurze Zeit eigene Münzen geprägt wurden, bis der Stadt 1718 dieses Recht entzogen wurde.
 
Auch Esslingen selbst war zeitweise eine Münzstätte, jedoch nur bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts. Nachdem Esslingen staufisch geworden war, wurde andernorts geprägt und Esslingen trat nicht mehr als Prägestätte in Erscheinung. Lediglich eine so genannte Gegenstempelung – d.h. das Anbringen eines Prüfzeichens in Form eines gotischen „E“ – auf Prager Groschen im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts bringt Münzen mit der Reichsstadt Esslingen in Verbindung. Vergleichbare Punzen sind auch auf Straßburger Lilienpfennigen anzutreffen – diese gehören jedoch einer älteren Emission an, die aufgrund des breiten Rands vor 1391 entstanden sein muss. Ob das E auch in diesem Fall mit Esslingen in Verbindung gebracht werden kann, konnte noch nicht endgültig geklärt werden.


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