Juni 2023
Versilberte Metallmontur mit Glaseinsatz
Dupper & Bernhold Esslingen
Messing, Silber, Glas
Anfang 20. Jahrhundert
(Städtische Museen Esslingen, STME 008066)
„DBE“: So lautet die eingeschlagene Marke am Griff jener Schale, die jüngst in die Sammlung des Stadtmuseums einging. Die Abkürzung steht für die renommierte Metallwarenfirma Dupper & Bernhold Esslingen. 1890 war das Unternehmen vom in der Küferstraße 24 ansässigen Kaufmann Wilhelm Dupper und seinem Kompagnon Max Bechtle jr. unter dem Namen „Dupper & Bechtle“ gegründet worden. 1896 stieg Ernst Bernhold als Teilhaber in das Unternehmen ein; es firmierte nun unter dem Namen „Dupper & Bernhold“. Der Firmensitz
befand sich in der Neckarstraße 65A.
Das Unternehmen fertigte eine „reiche Auswahl in gut versilberten und vergoldeten Gebrauchs- und Luxusgegenständen“, wie es in einer Anzeige um die Jahrhundertwende seine Erzeugnisse bewirbt. Zur Produktpalette zählten insbesondere versilberte Tafelgeräte wie Tafelaufsätze, Vasen, Schalen und Bowlen, häufig mit überbordenden Pflanzenranken und verspielten Details. Diese im Jugendstil gefertigten Arbeiten sind bis heute in Sammlerkreisen sehr begehrt. Im Vergleich zu jenen verschlungenen Formen kommt diese Schale hier direkt „aufgeräumt“ und schlicht, jedoch nicht weniger anmutig daher. Die Metallmontur zeigt auf vier identischen Bildfeldern jeweils zentral ein mit Voluten verziertes Trapez, behängt mit einem Lorbeergebinde. Links und rechts davon laufen Zweige mit je sieben Blättchen zu den benachbarten Bildfeldern.
Die erhabenen Elemente schimmern leicht golden – hier wurde das Silber in der Vergangenheit wohl so energisch poliert, dass sich die Versilberung löste und das darunter befindliche Metall zum Vorschein kam. Dadurch wird deutlich, dass es sich bei Produkten dieser Art nicht um „Silberwaren“ im eigentlichen Sinne handelte, wie sie gerne umgangssprachlich bezeichnet werden, sondern um versilberte Metallwaren. Den Kern solcher Monturen bildet ein unedles Metall – in diesem Fall wahrscheinlich Messing –, welches dann entweder durch Plattierung oder durch Galvanisierung versilbert wurde. Die Glasschale, die in die Montur eingesetzt ist, wurde nicht von Dupper & Bernhold selbst gefertigt, sondern zugekauft.
Die metallverarbeitenden Betriebe nahmen zusammen mit der Textilindustrie im 19. Jahrhundert eine Schlüsselrolle bei der Industrialisierung Esslingens ein. Im Gegensatz zu manch anderem örtlichen Hersteller versilberter Metallwaren stechen die Erzeugnisse von Dupper & Bernhold durch eine hohe Qualität und Sorgfalt in der Verarbeitung hervor. Dennoch handelt es sich bei den Produkten um Massenware und nicht um Einzelstücke.
In der vorindustriellen Zeit musste ein:e Metallhandwerker:in das Blech noch mühsam von Hand in Form treiben – eine Arbeit, die pro Stück mehrere Tage in Anspruch nehmen konnte. Durch den Einsatz einer mechanischen Drückbank oder eines Fallhammers konnten Hohlkörper deutlich schneller gefertigt werden. Arbeitsteilig erfolgten dann die weiteren Schritte wie Ziehen, Gießen, Drehen, Plattieren, Galvanisieren, Löten, Schleifen und Polieren, um am Ende eine blitzblank schimmernde Schale, Vase etc. zu erhalten.
1929 wurde „Dupper & Bernhold“ von Hanns Knäbel übernommen. Ab spätestens 1949 firmierte das Unternehmen auch unter seinem Namen: Der Stempel zeigt nun die Spitze des Dicken Turms mit den Initialen H.K.E. (= Hanns Knäbel Esslingen). Das Unternehmen hatte bis 1976 Bestand, dann wurde es aufgelöst.