Ausstellungen 2011
Grosse Welt - ganz klein.
Spielzeug aus Esslingen
Ausstellung im Stadtmuseum im Gelben Haus vom 28. November 2010 bis 27. Februar 2011
Spielzeug in allen Formen und Farben und aus aller Welt ist heute aus den Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken. Aber hätten Sie´s gedacht? Viele Kinderträume kamen einst nicht nur aus den bekannten deutschen Spielwarenregionen oder gar Fernost, sondern waren „Made in Esslingen“.
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Dieses fast vergessene Kapitel Esslinger Industriegeschichte führten die in der Ausstellung gezeigten Spielwaren vor Augen. Ob funktionstüchtige Puppenherde, Oberleitungsbusse als Modellbahnzubehör, Metallbausätze oder Holzspielzeug – all das und noch viel mehr wartete darauf, im Stadtmuseum entdeckt zu werden.
Zahlreiche Firmen und Handwerker aus Esslingen haben diese Spielwaren hergestellt und damit früher wie heute nicht nur Kinderaugen zum Leuchten gebracht. Die Bücher und Ausschneidebogen des J. F. Schreiber-Verlages sind dabei nur ein Meilenstein. Auch viele andere Firmen wie J. Eberspächer, Eheim und „Glückskäfer“ fertigten hier vor Ort Spielzeug für Groß und Klein. Merkmal vieler Esslinger Spielwaren ist ihr großer technischer Einfallsreichtum.
Die Ausstellung präsentierte anhand neuester Forschungsergebnisse erstmals einen Überblick über die Spielwarenherstellung in Esslingen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre.
Und natürlich: Es durfte gespielt werden!
Das Böse bannen.
Die Wasserspeier der Frauenkirche. Fotografien, Grafiken, Überreste
Ausstellung im Stadtmuseum im Gelben Haus vom 8. April bis 13. Juni 2014
Die Esslinger Frauenkirche besitzt an Turm und Dachkante 63steinerne Wasserspeier – dämonische Figuren, die hoch oben weit hinausragen.
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Sie leiten Regenwasser von der gotischen Kirche weg, um die sensiblen Fundamente zu schützen. Ihre Ausformung als Fabelwesen vermittelt uns die mittelalterliche Vorstellung von teuflischen Gefahren, denn über den praktischen Nutzen hinaus sollten die Wasserspeier abwehrend wirken: Sie schützen nach den Vorstellungen der Zeit vor bösen Kräften, die die Kirche bedrohen.
Seit dem frühen 13. Jahrhundert waren Wasserspeier im Zusammenhang mit der sich entwickelnden Gotik üblich geworden, zunächst an französischen Kathedralen, von der Mitte des 13. Jahrhunderts ab auch in Deutschland. Als nach 1321 mit dem Bau der Esslinger Frauenkirche begonnen wurde, waren Wasserspeier an der Dachgalerie selbstverständlich. Als um 1505 ihr Turm vollendet wurde, setzte man dort unter die Kreuzgalerie die höchstgelegenen 8 Wasserspeier.
Die Fotografien von Peter Köhle zeigten die Wasserspeier der Frauenkirche aus nächster Nähe. Das ermöglicht eine genauere Betrachtung, als dies gewöhnlich möglich ist. Die Ausstellung präsentiert darüber hinaus einige bisher noch nie gezeigte originale Reste der Wasserspeier sowie die von ihnen inspirierte Holzschnittfolge von HAP Grieshaber.
Papier kann´s!
Portät eines Multitalents
Ausstellung im Museum im Schwörhaus vom 22. Mai bis 3. Oktober 2011
Papier kann’s! Und zwar in fast unbegrenzter Vielfalt. Papier kann großen Wert bekommen (beispielsweise als Geldschein oder Briefmarke), kann selbst Kunstwerk sein (bei Origami, beim Scherenschnitt) oder dient als Grundlage dafür (zum Beispiel Aquarelle, Kupferstiche).
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Papier kann verpacken und Freude machen (als Pack- oder Geschenkpapier), kann Halt geben (als Karton) und beim Einkauf helfen (als Tüte). Papier kann sauber machen (als Taschen- oder Küchentuch, aber auch als Toilettenpapier). Auf Papier kann man sich Notizen machen, ganze Bücher schreiben und Texte drucken. Dass Zeitschriften und Zeitungen auf Papier gedruckt werden, ist bis heute Standard, Fotografien werden auf Fotopapier vergrößert, Bucheinbände bestehen aus Karton.
Papier ist nicht nur flach, denn Bastler stellen aus Papier Miniaturhäuser her, Designer sogar Möbel! Und wer umzieht, weiß die Dienste des Umzugskarton zu schätzen, ein enorm belastbares Leichtgewicht. Das und noch viel mehr kann Papier.
In der Ausstellung wurde Papier mit allen fünf Sinnen erfahrbar. Vor allem die kreativen Möglichkeiten und die Verwendung als Informationsträger wurden ausführlich vorgestellt. Und man konnte ans Papier auch selbst Hand anlegen.
Werbung auf Zack
Reklamemarken von vor hundert Jahren
Ausstellung im Stadtmuseum im Gelben Haus vom 3. Juli bis 11. September 2011
Im späten 19. Jahrhundert tauchen die ersten gedruckten kleinen bunten Bildchen auf: Reklamemarken! Zunächst sind sie Werbung für (Welt-)Ausstellungen, bald aber für fast alle nur erdenklichen Produkte.
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Kostengünstiger als Plakate, konnten sie in großen Stückzahlen an die Frau, den Mann und vor allem an das Kind gebracht werden. Die kleinen Reklamemarken waren auf perforierten Bogen gedruckt und erzielten weite Verbreitung. Diese Werbung für touristische Ziele, einzelne Firmen oder einfach nur schöne Bildchen wurden in enormen Auflagen bis zur Millionenhöhe gedruckt. Vor allem Nahrungs- und Genussmittel wurden in der Blütezeit der Reklamemarken von 1900 bis 1914 massenhaft mit den bunten Bildern beworben. Sie verzierten und verschlossen Briefe, dekorierten Rechnungen und wurden beim Einkauf den Kindern als Geschenk gemacht. So band die Sammelwut der Kinder die Eltern als Kunden.
Teilweise von renommierten Künstlern gestaltet, entwickelte sich die Reklamemarke bald zu einem beliebten Sammelobjekt. Allerdings blickten die Briefmarkensammler auf die so genannten „Erinnophilisten“ wegen ihres Sammelgebietes nur mitleidig herab. Es gab Sammelalben, in die man die kleinen, bunten Märkchen neben Sammelbilder, Spendenbelege und politische Propaganda einklebte. Schätzungen zufolge gab es um 1914 rund 100.000 unterschiedliche Motive.
Auch in Esslingen verwendeten viele Firmen dieses zeitgemäße Marketing, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Und bei ihrer Herstellung spielten neben dem bekannten Verlag J.F. Schreiber auch andere ortsansässige Druckereien wie die von Wilhelm Langguth eine bedeutende Rolle.
Die Ausstellung zeigte ein breites Potpourri von Reklamemarken aus der Sammlung Dathe. Von mehr als 40.000 Exemplaren wurden solche von Firmen aus dem heutigen Baden-Württemberg und der Welt der Kinder ausgewählt und mit originalen Produkten aus der Zeit um 1910 verbunden. Es entstand ein Eindruck von der bunten Waren- und Reklamewelt aus den Anfangszeiten des Konsumzeitalters