Objekt des Monats

April 2025

Werbeaufsteller Lothar Meggendorfer
1988

Städtische Museen Esslingen

Papp-Aufsteller in Form eines älteren Mannes, der ein aufgeschlagenes Buch zeigt.
Fotografie: Michael Saile (Ausschnitt)

Mit einem fast lebensgroßen Pappkameraden warb in den 1980er Jahren der Esslinger Verlag J. F. Schreiber, der Nachfolger des J. F. Schreiber-Verlags für ausgewählte Nachdrucke der legendären Meggendorfer Bilderbücher, die etwa ein Jahrhundert zuvor nicht unwesentlich zur Popularität des J. F. Schreiber Verlags beigetragen hatten. Mit seinen beweglichen Bilderbüchern, Spielen und Modellierbogen hatte der Münchener Illustrator Lothar Meggendorfer über Jahrzehnte großen Anteil am Programm des J. F. Schreiber-Verlags. Als Vorlage für die Pappfigur diente ein Selbstporträt Lothar Meggendorfers als Clown, das er um 1880 in Öl gemalt hatte. Es befindet sich in seinem Nachlass, den das Stadtmuseum München bewahrt.
 
Lothar Meggendorfer, geboren 1847 in München und 1925 ebenda gestorben, machte sich nach seinem Kunststudium an der königlichen Akademie München zunächst mit lustigen Beiträgen zu den „Fliegenden Blättern“ und für die Münchner Bilderbogen als humoristischer Illustrator einen Namen. Was er unter dem Titel „Lebende Bilder“ 1878 als eine Weihnachtsgabe für die eigenen Kinder erschuf, wurde der Ausgangspunkt für den J. F. Schreiber-Verlag zu einem unglaublichen Erfolg auf dem Bilderbuchmarkt des späten 19. Jahrhunderts und zu einem Phänomen, das bis heute Sammler weltweit fasziniert.
 
Im J. F. Schreiber-Verlag hatte Meggendorfer einen Partner gefunden, der in der Lage war, die teils komplizierten Mechaniken seiner beweglichen Bilderbücher in einer hohen Qualität zu produzieren und darüber hinaus die Meggendorfer-Produkte hinsichtlich des Marketings mit großer Sorgfalt und Umsicht zu betreuen. Die Bilderbücher waren aus unternehmerischer Sicht sicher nicht ganz einfach zu kalkulieren, da die Produktion komplexer als bei den meisten anderen Verlagsprodukten war und folglich die Endprodukte vergleichsweise teuer waren.
 
Dabei war Meggendorfer mitnichten der Erfinder beweglicher Bilderbücher. Das Prinzip, in Bilderbücher bewegliche Mechaniken einzubauen, die es kleinen und großen Kindern erlaubte, mittels Zuglaschen Teile der Illustrationen in Bewegung zu versetzen und so überraschende Effekte auszulösen oder durch Blättern dreidimensionale Bilderlandschaften aufklappen zu lassen, war schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. Lothar Meggendorfers Kreationen waren von solcher Originalität und Qualität und trafen überdies den Zeitgeschmack offensichtlich so genau, dass sein Name zur genreprägenden Marke wurde, die sogar international erfolgreich war. Über 250 Bücher oder buchähnliche Produkte, die seinen Namen tragen, sind der Forschung heute bekannt, davon knapp 100 in englischer, französischer oder italienischer Sprache. Darüber hinaus sind mehr als 70 Spiele und etwa 40 Modellierbogen, also Bastelbilderbogen, an denen Lothar Meggendorfer beteiligt war, nachweisbar. Kein anderer Künstler oder Künstlerin war jemals mit vergleichbar vielen Titeln im J. F. Schreiber-Verlag vertreten.
 
Hätte Lothar Meggendorfer geahnt, dass er als Werbe-Pappkamerad ein Nachleben in Buchläden haben würde und seine Bücher auch an der Schwelle zum 21. Jahrhundert und darüber hinaus noch geschätzt würden, hätte ihm das bestimmt sehr gefallen.


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