Made in Esslingen

Esslinger Wolle

Das „Esslinger Wollheft“ – Stricken mit „Esslinger Wolle“

Die berühmte „Esslinger Wolle“ wurde bis in die frühen 1970er Jahre in den Pulverwiesen in Esslingen von der Kammgarnspinnerei Merkel & Kienlin GmbH gefertigt. Zur Marketingstrategie gehörte auch das „Esslinger Wollheft“, welches regelmäßig erschien und praktische wie modische Strick- und Häkelanleitungen enthielt.

Die Modelle zeugen in erster Linie von einer sich wandelnden Mode. Gleichzeitig belegen sie aber auch, wie sich über die Jahrzehnte die Handarbeiten immer mehr von einem Bereich der Grundversorgung hin zu einem Hobby entwickelten. Enthalten die frühen Ausgaben aus den 1930er Jahren noch Anleitungen für Unterwäsche, Leibchen, Socken und mehr, sind die späten Ausgaben von aufwändig gestalteten Pullovern oder Pullundern für den besonderen Anlass geprägt.
 
Und auch die Anleitungen an sich ändern sich: Bei den frühen Ausgaben werden weitaus mehr Grundkenntnisse des Strickens und Häkelns vorausgesetzt, als das einige Jahrzehnte später der Fall ist. Nur eines zieht sich wie der sprichwörtliche rote Faden durch alle Hefte: Stets wird „Esslinger Wolle“ verwendet.

Ein Herrenschal „Made in Esslingen“ aus dem Jahr 1961

Anleitung

Ein angefangenes Strickzeug: Schal mit kleinem Muster.

Für das Modell Nr. 2181 aus dem "Esslinger Wollheft" Nr. 186 war die Esslinger Wolle „Sabina“ vorgesehen: „4fach, 100% Reine Schurwolle, mottenecht“; alternativ konnte auch das Spezialgarn „Trockenwolle“ verwendet werden. Da wir keine originale „Sabina“ auftreiben konnten, haben wir für den Schal ein anderes Garn verwendet.
 
Das verwendete Garn hat eine Lauflänge von 190 m/ 50 g und ist eine klassische Strumpfwolle. Je nach gewünschter Länge werden ca. 150 g benötigt. Für die Farbtupfer reichen Wollreste in der/den gewünschten Farbe(n). Der Farbvorschlag der Verfasser ist „dunkelgrau mit hellgrau oder braun mit beige“. Die benötigte Nadelstärke ist 2,5.
 
Die Technik ist vergleichsweise einfach, da lediglich linke und rechte Maschen sowie wechselnde Farben das Muster bilden. Das Muster geht über 9 Mustersätze à 8 Reihen (insgesamt ca. 20 cm) an den beiden Schalenden. Der mittlere Teil wird einfarbig glatt rechts gestrickt und kann daher ganz flexibel an die gewünschte Länge angepasst werden.
 
Die 7 Randmaschen links und rechts werden durchgehend im Bündchenmuster (abwechselnd eine linke und eine rechte Masche) gestrickt. Sie verhindern das Einrollen des Schals.

Muster des Schals: Er ist glatt rechts gestrickt mit einigen Krausrippen, dazwischen Farbtupfer aus Maschen in zwei anderen Farben.

Mustersatz:
1. Reihe (Hinreihe): rechte Maschen (in der Hauptfarbe)
2. R (Rückreihe): linke Maschen (in der Hauptfarbe)
3. R: rechte Maschen (in der Hauptfarbe)
4. R: linke Maschen (in der Hauptfarbe)
5. R: 2 rechte Maschen in der Hauptfarbe, dann 3 rechte Maschen in der 2. Farbe, insgesamt 10 Wiederholungen
6. R: Maschen im selben Farbwechsel links stricken
7. R: rechte Maschen (in der Hauptfarbe)
8. R: rechte Maschen (in der Hauptfarbe)

Anleitung:
66 Maschen in der Hauptfarbe anschlagen und über 2 cm abwechselnd 1 Masche rechte und linke Maschen stricken (Bündchenmuster).
 
Darauf folgt der gemusterte Teil: Mit 7 Maschen an beiden Seiten weiter im Bündchenmuster arbeiten und mit den Mittelmaschen 9 Mustersätze stricken (s. o.).
 
Dann in der Hauptfarbe die Mittelmaschen glatt rechts stricken (außer den beidseitigen 7 Maschen im Bündchenmuster als Rand). Die Anleitung von 1961 empfiehlt eine Gesamtlänge von 90 cm.
 
Darauf wieder das Muster arbeiten, aber entgegengesetzt mit der 8. Reihe beginnend. Nach 9 Mustersätzen mit 2 cm im Bündchenmuster abschließen und im Maschenrhythmus abketten.
 
Fertig ist (fast) ein Original aus dem Jahr 1961. Wir wünschen viel Spaß!